Vom Bibelturm zu Mainz

Morgen dürfen die Mainzer Bürger also endlich eine wegweisende Entscheidung über die Zukunft der Stadt entscheiden, den Bibelturm.

Nein, nicht über ein Kohlekraftwerk, dessen Realisierung als Milliardengrab am Widerstand von Bürgerinitiativen gescheitert war, nicht über den Verkauf des Taubertsbergbades an einen privaten „Investor“, der nach seiner Insolvenz eine Ruine mit Totalsanierungsbedarf hinterließ, nicht einmal über die Sanierung des ungeliebten Mainzer Rathauses, aber über den Bibelturm möchte der Stadtrat ein Votum der Bürger einholen.

Nicht, dass die Finanzierung dazu wirklich gesichert wäre oder das sich jemals vor dem Einlass des Gutenbergmuseums jemals lange Schlangen von Touristen gebildet hätten. Aber gleichgültig, ob zukünftiges Millionengrab oder Touristenmagnet und Blickfang, der Bibelturm interessiert die Mainzer Bürger wahrscheinlich kaum mehr als der berühmte Sack Reis, der bekanntlich täglich irgendwo in China umfällt.

Wenn die Beteiligung an der Abstimmung also voraussichtlich sehr überschaubar bleibt, kann der Stadtrat sauber argumentieren, dass in Mainz an Bürgerentscheiden erwiesenermaßen kein Bedarf besteht. Und weiterhin Großprojekte ohne Einholung eines Bürgervotums gegen die Wand fahren! Immerhin feiert Bürgermeister Beck seit drei Jahren Haushaltsüberschüsse. Die freilich lediglich auf dem Papier bestehen und der „kreativen Buchführung“ seiner Mitarbeiter geschuldet sind. Weshalb steht sonst der Haushalt der Stadt Mainz unverändert unter der Aufsicht der ADD? Die Kontrolleure in den städtischen Gremien von heute sind kaum andere als diejenigen, die auch seinerzeit alle Aktivitäten der Wohnbau durch gewunken haben, die in erster Linie dafür verantwortlich sind, dass die Stadt Mainz noch immer die fünft höchste Prokopfverschuldung in der gesamten Republik ausweist! Da wird es doch allmählich Zeit für ein neues Denkmal, ein neues Prestigeobjekt. Zumal jetzt dank des BVG- Urteils auch wieder die Möglichkeit besteht, an der Grundsteuerschraube zu drehen.

Unabhängig davon: Bürgerinnen und Bürger, beteiligt Euch! Stimmt mit ja, nein, egal oder sonstwas, aber sendet diesem Rat ein Zeichen, dass Ihr gefragt werden wollt! Nicht nur in banalen Fragen, sondern auch in relevanten!